Der LOTTO-Cup 2015 endete mit einer dicken Überraschung. Der favorisierte Erstligist und Titelverteidiger FA Göppingen hatte im Finale gegen die Neckarsulmer SU keine Chance und unterlag dem Zweitligisten mit 10:19 Toren. Den dritten Platz bei dem von insgesamt 24 Teams aus fünf Ländern besuchten Turnier teilten sich der Schweizer Meister LK Zug und der holländische Vizemeister VOC Amsterdam. Als beste Spielerin wurde die holländische Nationalspielerin Maxime Struijs (Göppingen) ausgezeichnet, als beste Torhüterin und gleichzeitig beste Nachwuchsspielerin Elin Jona Thorsteinsdottir von Haukar Hafnarfjördur (Island).
Am ersten Turniertag verpassten gleich vier der elf angetretenen Bundesligisten den Sprung in die Finalrunde und mussten stattdessen in der B- und C-Runde um die Plätze 13 bis 24 spielen. Am Ende sprang in der B-Runde Platz 14 für die SG H2Ku Herrenberg heraus. In der C-Runde, die mit drei Zweitligisten bestückt war, gewann die TG Nürtingen, die damit vor den Vulkan Ladies und Mainz 05 den 21. Platz holte.
Keine Finalteilnahme an Morgants Geburtstag
Als Nellingens Coach Pascal Morgant am Sonntag die Halle betrat, wurde dort „Happy Birthday“ abgespielt und seine Spielerinnen brachten ihm ein Geburtstagsständchen. Morgant wurde am Finaltag des LOTTO-Cups 40 Jahre alt. Zu weiteren Freudengesängen hatten die Nellingerinnen, die in den letzten sechs Jahren fünfmal im LOTTO-Cup-Finale standen, aber keine Gelegenheit. Nachdem am Samstag mit vier Siegen alles planmäßig lief, kamen die „Hornets“ in ihren zwei Zwischenrundenspielen am Sonntag nur zu einem Punkt und mussten in ihrer Gruppe den Schweizerinnen von LK Zug und Sachsen Zwickau den Vortritt lassen. Zum Spielverderber wurde HCD Gröbenzell. Die engagiert aufspielenden Oberbayerinnen, der beste Drittligist des Turniers, erzielten in letzter Sekunde den 15:15-Ausgleich gegen Nellingen und zerstörten damit früh die Träume des TVN von der erneuten Finalteilnahme.
LOTTO-Cup begeistert Isländerinnen
In der Zwischenrundengruppe 2 war Göppingen dominierend, gewann alle Spiele deutlich, darunter auch das Duell mit Neckarsulm 17:10. Den zweiten Platz sicherte sich Neckarsulm nach einem spannenden Spiel gegen Bensheim-Auerbach (16:13). Die Isländerinnen von Haukar Hafnarfjördur waren gegen die starke Konkurrenz machtlos, zumal sie am Sonntag ohne ihre überragende Litauerin Ramune Pekaskyte auskommen mussten. Trainer Oskar Armannsson war trotzdem begeistert: „So etwas wie dieses hervorragende Turnier gibt es in Island nicht. So gute Mannschaften, wie die in unserer Gruppe schon gar nicht. Das war eine großartige Erfahrung für uns!“.
In der Zwischenrundengruppe 3 wiesen vor der letzten Spielrunde alle Mannschaften 2:2 Punkte auf. Die beiden Finalplätze sicherten sich die Trierer Miezen durch ein 11:8 gegen die Französinnen aus Yutz sowie der holländische Vizemeister VOC Amsterdam durch ein 13:10 gegen den HC Rödertal. Wie die „Hornets“ aus Nellingen konnten die „Rödertalbienen“ ihre starken Auftritte vom ersten Turniertag nicht mehr fortsetzen und machten am Sonntag keinen Stich mehr.
Zug als „Lucky Loser“ im Halbfinale
Im Viertelfinale überrollte Göppingen die Trierer Miezen mit 16:10 und Neckarsulm behauptete sich mit 12:10 gegen Zwickau. Eng ging es zwischen Zug und Amsterdam zu. Mit zwei Toren in der Schlussminute machten die Holländerinnen aus einem 11:12-Rückstand noch einen 13:12-Sieg. Da der knappste Verlierer des nur aus drei Spielen bestehenden Viertelfinales als „Lucky Loser“ ins Halbfinale einzog, reichte diese knappe Niederlage auch Zug zum Sprung unter die letzten Vier.
Göppingens komplett neuformierte Mannschaft funktionierte auch im Halbfinale gegen Amsterdam prächtig. Gegen den von Ana Petrinja, Klaudia Pielesz, Prudence Kinlend und Maxime Struijs aus dem Rückraum ausgeübten Druck fand der holländische Vizemeister kein Mittel und verlor 13:19. Parallel dazu tat sich Neckarsulm gegen die schnellen Schweizerinnen aus Zug deutlich schwerer, lag aber meist knapp vorne und zog mit 18:15 ebenfalls ins Finale ein. Für Zugs „Macher“ Peter Stutz war die Niederlage kein Beinbruch: „Wir haben hier ausgezeichnete Leistungen gegen Top-Gegner gezeigt und uns mit dem dritten Platz belohnt. Im nächsten Jahr kommen wir wieder zum LOTTO-Cup und wollen noch etwas weiter nach oben klettern!“
Neckarsulmer Spielrausch im Finale
Im Endspiel trauten die zahlreichen Fans ihren Augen nicht. Statt des favorisierten Titelverteidigers Frisch Auf, der den schwäbischen Rivalen noch wenige Stunden zuvor im Gruppenspiel 17:10 abgefertigt hatte, dominierten die Neckarsulmerinnen vom Anpfiff weg die Partie. Göppingen fand gegen den starken NSU-Innenblock mit Alena Vojtiskova und Isabel Tisekker kein Mittel. Ballverluste und daraus resultierende Neckarsulmer Gegenstöße waren die Folge. Luisa Gerber war in ihrer Heimatstadt Ludwigsburg nicht zu halten und mit drei Treffern maßgeblich daran beteiligt, dass die Sport-Union schnell 4:2 vorne lag. Mehr als der Anschlusstreffer zum 4:3 durch Iris Guberinic war Göppingen nicht vergönnt. Neckarsulm unterstrich seine Erstliga-Ambitionen und zog zur Verblüffung der zahlreichen Fans auf 9:5 davon. FAG schien geschockt, handelte sich zwei Zeitstrafen ein. Diese Chance ließ sich der Zweitligist nicht entgehen. Kreisläuferin Katrin Fischer und Linksaußen Hanna Breitinger sorgten mit drei Treffern in Folge für die Vorentscheidung. Neckarsulm spielte sich in einen Rausch, lag beim 18:8 nach 26 Minuten erstmals zehn Tore vorne. Am Ende hatte der Außenseiter 19:10 gewonnen. Das Team von Emir Hadzimuhamedovic feierte den ersten Gewinn des LOTTO-Cups frenetisch. Die besten NSU-Werferinnen im Finale waren Luisa Gerber, Isabel Tisekker und Katrin Fischer mit je vier Treffern, bei Göppingen trafen Maxime Struijs und Klaudia Pielesz je dreimal.
Top-Spielerin: Struijs und Thorsteinsdottir
Bei der Wahl der besten Spielerin des Turniers gab es aber einen Göppinger Sieg. Die holländische Nationalspielerin Maxime Struijs gewann die Abstimmung vor Nürtingens Linkshänderin Verena Breidert und Isabel Tisekker aus Neckarsulm. Als beste Torhüterin und gleichzeitig beste Nachwuchsspielerin des LOTTO-Cups wurde Elin Jona Thorsteinsdottir geehrt. Die bereits in der isländischen Nationalmannschaft eingesetzte 18-Jährige begeisterte mit ihren zahlreichen Paraden die Zuschauer. „Einfach Bombe, was die hielt“, meinte einer der Juroren. Auch den elf anwesenden Bundesligisten sind die Top-Leistungen der jungen Haukar-Keeperin sicher nicht entgangen.
Endstand Zwischenrunde:
Gr. Z 1: Zwickau (4:2 Punkte), 2. Zug (4:2), 3. Nellingen (3:3), 4. Gröbenzell (1:5)
Gr. Z 2: 1. Göppingen (6:0), 2. Neckarsulm (4:2), 3. Bensheim (2:4), 4. Hafnarfjördur (0:6)
Gr. Z 3: 1. Amsterdam (4:2), 2. Trier (4:2), 3. Rödertal (2:4), 4. Yutz (2:4)
Ergebnisse Viertelfinale:
Göppingen – Amsterdam 19:13
Neckarsulm – Zwickau 12:10
Amsterdam – Zug 13:12
Ergebnisse Halbfinale:
Göppingen - Amsterdam 19:13
Neckarsulm – Zug 18:15
Finale:
Neckarsulm – Göppingen 19:10
Endstand B-Runde:
Gr. T 1: 1. Ketsch (4:2), 2. Herrenberg (4:2), 3. Pforzheim (2:4), 4. Achenheim-Truchtersheim (2:4)
Gr. T 2: 1. GC Amicitia Zürich (4:2), 2. SG BBM Bietigheim 2 (4:2), 3. TSV Birkenau (4:2), 4. ESV Regensburg (0:6)